Der aktive Beckenboden beim Skifahren – mein Erlebnis auf der Piste
Jeder, der in einer Sportart richtig gut ist, setzt seine Körperbasis instinktiv richtig ein. Da müsste doch eigentlich der Beckenboden beim Skifahren perfekt funktionieren, oder? Nicht umsonst heißt es in einem alten Gassenhauer: „Ja so mancher lernt’s nie, des Fahrn mit die Ski, aber mei Hans, der kann’s!“
Ja, der Hans. Und was ist mir mir? Mein skifahrerisches Können aus der Kindheit und Jugend bewegte sich so zwischen mittelmäßig und recht gut, aber nachdem ich zwischen 25 und 45 kein einziges Mal die Brettl unter den Füßen hatte, war ich doch sehr gespannt, wie es mir ergehen würde, als ich an einem sonnigen Februartag vor ein paar Jahren zum ersten Mal wieder in die glitzernde Weiße am Gipfel blinzelte.
Der erste Hang war eine freudige Überraschung – kaum zu glauben, wie mühelos der Körper sich an einmal erlernte Fähigkeiten erinnert und sie einfach wieder abrufen kann! Ich fuhr genauso halbmittelprächtig gut wie früher, nur ein wenig müheloser, was an den Carving-Skiern lag, die ich mir ausgeliehen hatte. Die gab es früher nicht und sie drehen einfach viel leichter.
Am nächsten nicht zu schwierigen Hang habe ich dann meine Aufmerksamkeit darauf gelenkt, wie mein Beckenboden beim flüssigen Abfahren arbeitet. Das war spannend, denn ich habe bemerkt, dass er in dem Augenblick, wo ich bei einem Schwung Kraft eingesetzt habe, um zu drehen, zwar aktiv wird, aber nicht genug. Es gab einen kleinen Druck im Becken nach unten und mein Körper war im Rumpfbereich eine Idee zu „wabbelig“. Es schien, als habe mich im entscheidenden Moment meine Körperspannung im Stich gelassen. Beim Skifahren darf man weder zu steif noch zu weich sein. Wenn man dem Hans, der’s kann zuschaut, wie er einen Hang hinunter wedelt, dann sieht das einfach superelegant, kraftvoll und leicht aus.
Was ich vom Zuschauen nie gelernt habe, und auch nicht aus den Anleitungen früherer Skikurse, hat mir meine gute Körpererfahrung dann an diesem ersten Skitag nach langer, langer Pause ganz einfach geschenkt: Ich habe damit experimentiert, eine kurze Anspannung des Beckenbodens immer exakt in den Kraftmoment beim Schwingen zu setzen – das ist auch der Moment des Stockeinsatzes. Heute weiß ich, dass das zur Muskelkraft einen federnden faszialen Impuls hinzufügt, der Stabilität und Leichtigkeit verleiht.
Was soll ich sagen? Nach meinem ersten halben Hang mit diesen bewussten präzisen zusätzlichen Beckenboden-Impulsen stand ich atemholend am Rand der Piste und war geradezu berauscht von dem gerade erlebten Bewegungsgefühl. Und objektiv besser war mein Stil auch! Ich brauchte zwar einiges an Konzentration am Anfang, aber diese neue Technik, den Beckenboden beim Skifahren aktiv einzusetzen hat sich dann recht rasch integriert. Am Abend hatte ich das Gefühl, das gewisse Quentchen mehr Können verinnerlicht zu haben, das mir kein Skilehrer jemals beizubringen vermochte.